DIE GESCHICHTE DER VINDOBONA

Im Dezember 1879 machte der Bankangestellte Anton Langhammer dem Briefmarkenhändler Sigmund Friedl den Vorschlag ernsthafte Sammler zu einem wissenschaftlichen Verein zusammen zu schließen. Friedl griff die Anregung sofort auf und fand schnell weitere interessierte Sammler für die Gründung eines solchen Vereins. Bis dahin gab es keinen einzigen ernstzunehmenden Verein in der österreichischen Reichshälfte. Mit Bescheid vom 4. April 1880 wurde der Verein genehmigt.

Am 25. April wurde die Gründungsversammlung im 4. Wiener Gemeindebezirk abgehalten. Erster Obmann, nach lebhaften Debatten und Intrigen, wurde Sigmund Friedl. Als Vereinszweck wurde „die Wissenschaft der Markenkunde, des Postwesens und des Welthandels zu pflegen und zu kräftigen und ferner eine gesellige Vereinigung aller Markenfreunde anzubahnen“ angegeben. Am Ende des Jahres 1880 hatte der Verein bereits 44 Mitglieder.

Als Name des Vereins wurde „Wiener Philatelisten-Club“ gewählt. Nach temporärer Spaltung und Wiedervereinigung wurde der Name 1885 in „Österreichischer Philatelisten-Club“ geändert.

Seit 1902 heißt der Verein nach Fusion mit anderen Vereinen offiziell „Österreichischer Philatelisten-Club Vindobona“.

Bereits im November 1881 führte der Verein die richtungsweisende Ausstellung der „Postwerthzeichen Ausstellung zu Wien“ durch. Etwa 8000 Besucher wurden in der Woche der Ausstellung gezählt.

Diese Ausstellung wurde auch international sehr beachtet und gab der Philatelie insgesamt einen gewaltigen Schub. 1890 folgte die nächste große internationale Ausstellung in Wien, an der schon die verschiedensten Vereine im Organisationskomitee mitarbeiteten. Mehr als 16.000 Besucher besuchten die Ausstellung.

Auch Kaiser Franz Josef war unter den Besuchern!

Ab 1907 wurden eigene Briefmarkenauktionen durchgeführt. Die erste Auktion umfasste 244 Lose. Das Vereinsleben blühte und wurde auch durch den Ersten Weltkrieg nicht nachhaltig beeinträchtigt, sieht man von den wiederholten Zeichnungen von Kriegsanleihen aus dem Vereinsvermögen ab. Es fanden weiterhin Vereinsabende und Vorlagen statt. Erst die Inflationszeit in der ersten Hälfte der 20er-Jahre brachte eine schwierige Zeit mit sich. Bei Einführung der Schillingwährung waren noch 67 Schilling in der Vereinskasse. Es gab auch kein Vereinslokal mehr. Die Aktivitäten wurden aber rasch wieder intensiviert, inklusive Tausch- und Rundsendeverkehr. Die damalige Vereinsbibliothek hatte etwa 10,000 Bände und galt als eine der größten philatelistischen Bibliotheken der Welt.

1921 wurde eine „Abstempelungs-Gruppe“ gegründet, die sich mit den Abstempelungen der Monarchie beschäftigte. Bereits 1922 wurde ein erstes Verzeichnis der Abstempelungen von Österreich und Lombardei-Venetien herausgegeben. 1925 erschien das Standardwerk von Edwin Müller, mit einer Neuauflage 1961.

Nach der Besetzung Österreichs durch die Nationalsozialisten im Jahre 1938 wurde der Vereinsname geändert, weil das Wort „Vindobona“ nicht mehr opportun war. Bis Ende 1942 fand noch ein einigermaßen normales Vereinsleben statt. Dann wurde durch die Kriegsereignisse ein regelmäßiges Zusammenkommen immer schwieriger. Der Verein hatte stark an Mitgliedern verloren. Am 12. März 1945 wurde das Vereinslokal im Ersten Bezirk durch Bomben zerstört, mitsamt der einzigartigen Bibliothek. Die wenigen Bücher, die „überlebt“ hatten, wurden in alle Winde zerstreut. Schon am 3. September 1945 fand die erste ordentliche Generalversammlung unter schwierigsten Umständen statt. Anton Kumpf-Mikuli wurde zum Obmann gewählt.

Das Vereinsleben hat sich über die Jahrzehnte normalisiert und ist zu neuer Blüte gelangt. Internationale Ausstellungen wurden organisiert, vielbeachtete Publikationen verlegt und das Sammeln und Forschen wurde mit modernen Mitteln zu neuen Höhen geführt. Heute ist der Verein im 21. Jahrhundert angekommen und bedient sich moderner Kommunikationsmedien und Präsentationstechniken um unser aller geliebtes Hobby zu pflegen und zu verbreiten.

Dieser Artikel fußt auf einem Artikel von Ernst Bernardini in der Publikation „125 Jahre Österreichischer Philatelistenclub Vindobona“ aus dem auch die Abbildungen stammen.